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Liebe Leserinnen und Leser,
Investoren können zu Jahresbeginn nie verlässlich vorhersagen, ob man mit Aktien über ein Kalenderjahr hinweg positive Erträge erwirtschaften kann. Auch wenn dies in der überwiegenden Anzahl von Jahren der Fall ist, so gibt es natürlich auch Jahre, in denen man mit Aktien einen Verlust erleidet.
Weniger bekannt, aber leider gar nicht so selten vorkommend, kann man auch mit den sichersten Anleihen über ein Kalenderjahr hinweg Geld verlieren. Nämlich genau dann, wenn das Zinsniveau signifikant ansteigt.
Wenn es aber einen einigermaßen verlässlichen Erfahrungswert gibt, dann jenen, dass Aktien und Anleihen in einem Kalenderjahr nicht gleichzeitig an Wert verlieren. In den letzten 25 Jahren sahen wir nur zwei Jahre, in welchen man sowohl mit Aktien als auch mit Anleihen negative Veranlagungsergebnisse verzeichnen musste. In allen anderen Jahren hat zumindest eine dieser beiden Assetklassen positiv zum Veranlagungsergebnis beigetragen.
Der bisherige Verlauf des Jahres 2022 stellt diese Annahme in Frage. Der massive Anstieg der Zinsen in Folge der ausufernden Inflation hat zu Kursverlusten auf sicherste Anleihen im Ausmaß von über 15% geführt. Gleichzeitig haben die unsichere weltpolitische Lage, die Lieferkettenproblematik und natürlich auch die Inflation die Aktienkurse in einem vergleichbaren Ausmaß fallen lassen.
Wird also das Jahr 2022 zum „Annus Horribilis“ für institutionelle Investoren? Es gibt Gründe, die auf einen im Vergleich zu den ersten drei Quartalen versöhnlicheren Jahresausklang hoffen lassen. Gleichzeitig haben wir alle gelernt, dass im Krieg Russlands gegen die Ukraine keine Eskalationsstufe ausgeschlossen werden kann, die einem der gesunde Menschenverstand bisher als undenkbar erscheinen lassen hat.
Ich darf Sie bitten, den folgenden detaillierten Informationen zur Lage an den Finanzmärkten Ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen
Dipl.-Ing. Thomas Keplinger
Vorsitzender des Vorstands
Aktuelles aus dem Unternehmen
Veranlagung
Das Börsenjahr 2022 war bisher von hoher Volatilität und starken Kursverlusten an den Aktien- und Anleihenmärkten geprägt. Die ausschlaggebenden Gründe dafür waren Makrothemen, geopolitische Entwicklungen und eine Abkehr der global bedeutenden Notenbanken von ihrer ultralockeren Geldpolitik. Der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine sorgte Ende Februar für einen größeren Kursrücksetzer an den Aktienmärkten. Die globalen Lieferketten wurden dadurch zusätzlich belastet, die Rohstoffmärkte reagierten mit heftigen Preisausschlägen nach oben.
Für Europa bedroht dieser Krieg die Energie- und Versorgungssicherheit. Der Krieg hatte zur Folge, dass sich die bereits bestehende Inflationsdynamik noch einmal massiv verschärfte. Die „Zero-Covid-Politik“ Chinas und die daraus resultierenden regionalen Lockdowns wirkten sich ebenso belastend auf die Lieferketten- und Inflationsthematik aus. In der Spitze kletterte die Inflation in der Eurozone im September auf 10% im Jahresvergleich. In den USA lag die Inflation im Juli bei 9,1% im Vergleich zum Vorjahr und in UK lag der Preisanstieg bei 10,1%.
Diese enorme Preisdynamik veranlasste die globalen Notenbanken, allen voran die Fed in den USA, mehrere Leitzinserhöhungen durchzuführen und dabei entschlossen vorzugehen. Im September wurde der Leitzinssatz das dritte Mal in Folge um 75 Basispunkte erhöht. Historisch betrachtet sind das ungewöhnlich große Zinsschritte und zeigt die Dringlichkeit, die Inflation wieder in Richtung des Zielniveaus der FED von 2% zu bringen. Aktuell liegt der Leitzinssatz in den USA bei 3,25%. Für November und Dezember werden aktuell weitere starke Zinserhöhungen von den Marktteilnehmern erwartet. Zusätzlich zu den Zinserhöhungen reduziert die Fed ihre Anleihebestände. Die Auswirkungen der strafferen Geldpolitik sind am US Häusermarkt bereits spürbar. Der Kreditzinssatz für Häuserdarlehen stieg in den USA zeitweise auf über 6% an. In Europa sah sich die EZB aufgrund der massiven Inflationsdynamik dazu gezwungen von ihrer „Nullzinspolitik“ abzukehren. Die EZB hat 2022 bereits zwei deutliche Zinserhöhungen vorgenommen und angekündigt, die Zinsen weiter erhöhen zu wollen.
In diesem schwierigem Börsenumfeld konnte kaum ein Aktienmarkt reüssieren. Das Minus beläuft sich Ende September (Stand: 30. September Preisindizes jeweils in EUR) in den USA (S&P 500) auf -13,71%, in Europa (MSCI Europe) auf -20,41%, in Japan (MSCI Japan) auf -17,80% und in den Emerging Markets (MSCI Emerging Markets) auf -18,19%.
Die Verluste an den Aktienmärkten konnten heuer von den Anleihenmärkten keineswegs abgemildert werden. Teilweise liegt das Ausmaß der Verluste an den Anleihenmärkten im Bereich der Aktien. In der Historie ist dieser Fall, dass sowohl Anleihen- als auch Aktienmärkte stark im Minus notieren, sehr selten aufgetreten. Ausschlaggebend für die Kursverluste an den Anleihenmärkten ist die vorherrschende Inflationsdynamik und die restriktivere Notenbankpolitik. Daraus resultierten massive Renditeanstiegen und somit Kursverlusten bei Anleihen. Bei Treasury Notes mit einer 2-jährigen Laufzeit stieg die Rendite von ca. 0,75% zu Jahresbeginn auf über 4% an. Eine ähnliche Dynamik war am europäischen Anleihenmarkt zu verzeichnen, der ebenso begann die Zinsschritte der EZB und die Inflationsentwicklungen einzupreisen. Die Renditen für deutsche Anleihen lagen zu Jahresbeginn für Laufzeiten bis zu 10 Jahren durchwegs im Minus. Ende September lag die Rendite für 2-jährige Anleihen bereits bei ca. 1,74% und die Rendite für 10-järige Anleihen kletterte über 2%. Mit Staatsanleihen konnte somit seit Jahresbeginn keine positive Performance erzielt werden. Das trifft ebenso auf Unternehmensanleihen, „High Yield“, Emerging Market Lokalwährungen und Hartwährungen zu.
Andere Assetklassen wie zum Beispiel Immobilien haben im Verlauf des Jahres 2022 eine positive Entwicklung genommen, deren Höhe vergleichbar mit jenen der Vorjahre ist. Auf Grund der gesetzlichen Beschränkungen dürfen aber betriebliche Vorsorgekassen höchstens 10% des veranlagten Vermögens in Immobilienfonds investieren. Damit konnten Investments in Immobilien die Verluste bei Aktien und Anleihen nur geringfügig abfedern.
Die Entwicklung der ersten drei Quartale des Jahres 2022 ist zweifelsfrei unerfreulich. Aber die Veranlagungsstrategie der APK Vorsorgekasse setzt den Fokus weniger auf unterjährige Schwankungen als auf eine Optimierung über einen mehrjährigen Zeitraum. Die Veranlagungsstrategie ist, weil sie eben auch nicht in schwierigen Jahren aufgegeben wird, gut positioniert, um von dieser Entwicklung langfristig zu profitieren. Einerseits das nunmehr vergleichsweise attraktive Bewertungsniveau bei Aktien, andererseits das viele Jahre nicht mehr zu sehende nominell positive Zinsniveau auf Staatsanleihen bringt Chancen mit sich, die für ein gemischtes Portfolio, das überwiegend aus diesen beiden Assetklassen besteht, durchaus erheblich sind.
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